
Sie waren 13 Jahre in der Formel 1 und sind 210 Rennen gefahren. Wenn Sie sich heute in ein Formel-1-Auto setzen und mitfahren würden: Welchen Platz würden Sie belegen?
Ich würde physisch dazu nicht in der Lage sein. Natürlich gibt es auch mental gewisse Einschränkungen, aber vor allem körperlich wäre es nicht möglich. Man hört ja immer wieder Aussagen wie „Formel 1 ist kein Sport“ und dass das doch jeder kann. Aber: Es ist ein extrem harter Sport. Allein die Fliehkräfte hält ein normaler, untrainierter Körper nicht aus. Ich hätte überhaupt keine Chance, mir würde wahrscheinlich nach zwei Runden schlecht werden.
Wie hat sich die Technologie in den letzten 20 Jahren verändert?
Obwohl die Technologie sehr interessant ist, geht der Sport leider sehr viel über Daten und das Empfinden der Fahrer ist nicht mehr so im Vordergrund. Die Autos sind natürlich schon extrem fordernd. Man bremst so spät, man hat so hohe Kurvengeschwindigkeiten,
so hohe Beschleunigungswerte – das ist härtester Sport. Dazu hat man heute Auslaufzonen, bei denen man schon sehr Pech haben muss, wenn man einen Unfall nicht überlebt.
Zu Ihrer Zeit als aktiver Rennfahrer konnte man damit rechnen, dass in jeder Saison ein Fahrer stirbt.
Ja, das war zeitweise so. Wir sind ja zwischen den Formel-1-Rennen noch Tourenwagenrennen gefahren, und irgendwo hat es dann fast jeder geschafft, dass er sich dabei umgebracht hat. Die Sicherheitsstandards heute sind wirklich gigantisch. Das ist auch gut so. Die Zuschauerzahlen sind massiv gesunken. Ist die Formel 1 tot? Nein, aber der Anteil der langweiligen Rennen ist viel zu hoch. Ich schaue mir auch die langweiligen Rennen an, weil das mein Beruf war und weil ich immer noch im Motorsport tätig bin. Aber das Produkt ist zu oft langweilig geworden. Die Budgets sind extrem hoch und daher funktioniert das Geschäftsmodell eigentlich nur für den Weltmeister. Die privaten Teams sind in der Regel in der Verlustzone und das wird ausgeglichen von Giganten, wie Mercedes, Ferrari und Red Bull.
Früher wurde sehr sportlich gefahren und danach ausgelassen gefeiert: mit schönen Frauen, Yachten, Privatjets. Sind die Fahrer heute nicht extrem langweilig … Hamilton mal ausgenommen?
Ja, Lewis Hamilton ist schon ein Sonderbeispiel. Er ist ein Superstar. Das kann man mögen oder nicht. Aber Vettel, Rosberg – sind nicht an der Superstarrolle interessiert. Sie schützen ihre Privatsphäre auch eher – Vettel ist auch nicht in den sozialen Medien präsent. Wenn Herstellergiganten ins Spiel kommen, dann haben die eine klare Vorstellung, was zu ihrem Produkt und ihrem Image passt. Das schneidet natürlich jedem die Flügel ab.
Die Formel 1 ist langweilig. Das Geschäftsmodell funktioniert eigentlich nur für den Weltmeister. Die Privatteams sind in der Regel in der Verlustzone.