
Zukunftstag. Seit Anfang des Jahres haben die Schulpflichtigen rund um die Welt freitags ganz andere Gedanken in den Köpfen als die Freizeitgestaltung des nahenden Wochenendes. Der letzte Schultag in der Woche wurde zum internationalen Streiktag erklärt. Von Frankreich bis Australien, von Chile bis Indien wurden in den letzten Monaten die vorbereiteten Plakate und Tafeln zusammengepackt, um auf den Straßen ein Zeichen gegen den Klimawandel zu setzen. Den Anstoß dazu gab das mittlerweile 16-jährige Mädchen Greta Thunberg, das eines Tages im August 2018 einsam an den Mauern des Regierungsgebäudes in Stockholm kauerte, um ihrer Forderung nach effektiverem Klimaschutz und der Einhaltung der Klimaziele Ausdruck zu verleihen. Dass ihr Protest während der Schulzeit stattfand, kommentierte sie damals wie folgt: „Ihr Erwachsenen scheißt auf meine Zukunft – also tue ich das auch!“ Auf den sozialen Medien kündigte sie ihren ab dann regelmäßig stattfindenden Aufstand mit dem Hashtag #FridaysForFuture an – und gab damit einer der größten Protestbewegungen der Geschichte ihren Namen.
Authentischer Protest. Was den privaten Protest von Thunberg so groß machte, war die Globalität und die Dringlichkeit des Themas. Die zu hohen Kohlendioxidausscheidungen der Kohle-, Öl- und Gasindustrie wurden im letzten Jahrzehnt von Umweltschützern massiv angekreidet – passiert ist jedoch wenig. Greta Thunberg war längst nicht die Erste, die auf diesen Umstand aufmerksam machte, doch sie als Person konnte die authentische Wut über die Untätigkeit der Weltpolitiker besser vermitteln, als es jeder Wissenschaftler vor ihr je vermochte. Denn sie steht stellvertretend für jenen Teil der Bevölkerung, den es ohne konkrete Maßnahmen am härtesten treffen wird: die Jugend.
Auf die Finger geklopft. Der Generationenkonflikt emotionalisierte die Umweltthematik in den letzten Monaten erheblich. Während die Schwedin beim Klimatreffen in New York medienwirksam in die Menge klagte, wie es die führenden Weltpolitiker wagen könnten, ihre Träume und ihre Kindheit zu zerstören, entgegneten diese vor den Journalisten entrüstet: „Was will uns dieses kleine Mädchen schon über die Welt erklären?“ Die junge schwedische Schülerin vs. die alten männlichen Fädenzieher – auf den Klimakonferenzen dieses Jahres agierte Thunberg in der Rolle des ungehörten, zornigen Volkes. Alle reden davon, dass man den Kindern eine gute Zukunft bieten möchte, alle reden davon, die Welt verbessern zu wollen – die 16-Jährige fragt unverblümt: „Womit?“