
Auf das Wesentliche kommen. Auf den großen Auftritt legt Thunberg wenig wert. Den Natur- und Umweltpreis des nordischen Rates lehnte die Schwedin dankend ab. Es brauche keine Preise für die Klimabewegung, sondern Politiker, die endlich zuhören und handeln. Dass US-Präsident Donald Trump als eine seiner ersten Amtshandlungen den Ausstieg aus dem Pariser Klimavertrag durchboxte, war für sie Grund genug, ihren Besuch dort im Sommer nicht mit ihm „verschwenden zu wollen“. Stattdessen klopften andere an wie Hollywood-Star Leonardo DiCaprio oder Talkshow-Host Ellen DeGeneres. Nach einem Treffen mit Trump-Vorgänger Barack Obama bezeichnete sie der ehemalige Präsident als „eine der größten Verteidigerinnen unseres Planeten“. Für viele Menschen wären Begegnungen wie diese der ultimative Ritterschlag – für Greta, die in ihrer Kindheit mit Asperger-Syndrom diagnostiziert wurde, sind es unbequeme Mittel zum Zweck, ihre Ziele in die Tat umzusetzen.
„Es scheint, dass sie mehr Angst vor mir und den Demonstrationen junger Menschen haben als vor den wirklichen Problemen.“
Symbol einer freien Welt. Die mediale Berichterstattung in diesem Jahr überforderte indes nicht nur das junge, introvertierte Mädchen, sondern auch die breite Öffentlichkeit. „Entweder man liebt sie, oder man hasst sie.“ So etwas hörte man früher zumeist nur über polarisierende Politiker oder Skandalsternchen. Die Aufmerksamkeit der letzten Monate zog auch die Missgünstlinge in hoher Zahl auf den Plan, die von Witzen und Beleidigungen bis hin zu ernsthaften Drohungen vor wenig zurückschreckten. Bislang steckte der Teenager alle Anfeindungen tapfer weg, eher überrascht meinte sie dazu: „Es scheint, dass sie mehr Angst vor mir und den Demonstrationen junger Menschen haben als vor den wirklichen Problemen.“ Es wird deutlich, dass sich Greta Thunberg im letzten Jahr als Sinnbild einer offenen Welt verewigt hat, mit allen positiven und negativen Aspekten, die damit einhergehen. Eine Welt, in der ein junges Mädchen die Rädelsführer der Spitzenpolitik irritieren kann und in der leider allzu oft freie Meinungsäußerung mit der Rechtfertigung von Hass- und Anfeindungspolitik verwechselt wird. In der man aber vor allem auch zeigen kann, wie eine einzelne Stimme die Kraft hat, eine ganze Bewegung auszulösen – und echte Veränderung schaffen kann.