
Das Cover dieser OOOM-Ausgabe zeigt den Schauspieler Laurence Rupp in ungewohnter Rolle. Der Berliner Fotokünstler Josef Fischnaller ließ sich dazu von Sebastiano del Piombos Werk „Portrait of a Man in Armor“, das um 1512 entstand, inspirieren und übersetzte dieses in die heutige Zeit. Unter der Rüstung trägt Rupp ein goldglitzerndes Pailetten-Shirt.
Prächtig. 2009 begann der Wiener Fotograf, der seit zwei Jahrzehnten in Berlin lebt, mit einer scheinbar simplen und doch phänomenalen künstlerischen Idee. Er ließ sich von Werken alter Meister wie Caravaggio, Tizian, Tintoretto oder Vermeer inspirieren und transferierte deren bedeutendste Gemälde in die Gegenwart. Nicht als fotografische Hommage, sondern er verfremdete die Szenerie dabei durch Accessoires von heute. So ist in seiner Interpretation von Jacques Louis-Davids „Der Tod des Marat“ (siehe Seite 030) statt eines blutigen Messers die Dom Perignon-Champagnerflasche am Boden zu finden, anstatt einer Feder liegen ein fetter Füllhalter und ein goldenes Feuerzeug neben ihm. „Prächtig“, wie Fischnaller den Werkzyklus nannte, brachte ihm den Durchbruch in der internationalen Kunstszene. Er inszenierte zahlreiche Persönlichkeiten wie Placido Domingo, Christian Berkel oder Stefan Ruzowitzy im Stile alter Meister, prächtig ausgestattet von seiner Frau Nicole Fischnaller, die als Kostümbildnerin zuletzt für die Optik des hochgepriesenen Netflix-Serienhits „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ verantwortlich zeichnete. Damit hatte Fischnaller eine höchst eigene fotografische Handschrift entwickelt, die seine Bilder unverwechselbar machen sollte.
Werbestar. Schon als Werbefotograf wurde Josef Fischnaller mit Auszeichnungen überhäuft: Effie in Gold für Mastercard, CCA-Spezialpreis für die Strecke „Playboys Underwear“ im Magazin der Süddeutschen Zeitung, CCA Venus in Gold für UNICEF. Die 1990er-Jahre waren das goldene Zeitalter für Fotografen wie ihn. Fischnaller gehörte nach Anfängen als Fotojournalist für das österreichische Nachrichtenmagazin NEWS rasch zu den Bestbezahlten der deutschsprachigen Werbeszene. Sein kürzester Fotoact? „Bill Clinton. Ich konnte exakt vier Mal abdrücken“. Doch durch den Einzug der digitalen Fotografie änderte sich die Szene schlagartig. Es gab plötzlich immer mehr Fotografen, die Jobs „wurden dünner“.
Der Werkzyklus “Prächtig” brachte Josef Fischnaller den internationalen Durchbruch.